Fachartikel 20.04.2021

Kaffee und Lebergesundheit – die Datenlage im Überblick

Menschen konsumieren Kaffee bereits seit Jahrhunderten als Genussmittel. Der aromatischen Bohne werden aber auch gesundheitsfördernde Effekte auf die Leber zugesprochen. Wie ist hier der Stand der Forschung?

Abseits des geschmacklichen und stimulierenden Erlebnisses scheint der regelmäßige Konsum von Kaffee auch direkte gesundheitsfördernde Effekte auf den menschlichen Organismus zu haben – insbesondere auf die Leber. Das legen zahlreiche Studien nahe [1, 2].

Vieles deutet darauf hin, dass die in der Kaffeebohne enthaltenen Inhaltsstoffe der Entstehung beziehungsweise dem Fortschreiten von chronischen Lebererkrankungen wie einem Leberzellkarzinom, einer Zirrhose und womöglich auch viralen Hepatitiden vorbeugen können [1]. Eine prospektive Beobachtungsstudie aus dem Jahr 2012 kam sogar zu dem Ergebnis, dass Kaffeekonsum einen dosisabhängigen, inversen Effekt auf die Gesamtmortalität hat [3].

Kaffee als „Leberelixier“ – das sagt die Fachliteratur

In einer Übersichtsarbeit haben Saab et al. den Einfluss von Kaffee auf diverse Lebererkrankungen zusammengefasst. In ihrer systematischen Literaturrecherche berücksichtigten sie Studien, die im Zeitraum von 1986 bis 2012 veröffentlicht wurden, und kamen zu folgenden Ergebnissen [1]:

  1. Ein gesteigerter Konsum von Kaffee wirkt sich positiv auf Laborparameter aus, die eine Aussage über den Gesundheitszustand der Leber treffen. Ein günstiger Effekt auf die Spiegel der Aspartataminotransferase (AST), der Alaninaminotransferase (ALT) und der Gammaglutamyltransferase (GGT) wurde bei einer Reihe von Menschen beschrieben, die bereits Risikofaktoren für Lebererkrankungen wie Alkohol- und Nikotinabusus, Adipositas oder eine chronische virale Hepatitis aufweisen [1].
     
  2. Kaffeekonsum kann das Risiko für die Progression von chronischen Lebererkrankungen verringern. Patienten mit einer solchen Vorerkrankung, die täglich mindestens zwei Tassen Kaffee tranken, zeigten eine geringer ausgeprägte Leberfibrose als Patienten, die weniger Kaffee zu sich nahmen (Odds Ratio 0,33; p = 0,015). Dieser Zusammenhang war auch dann noch signifikant, wenn Begleitfaktoren (Alter, Geschlecht, Ethnizität, Body-Mass-Index, bereits diagnostizierte Lebererkrankungen und Alkoholkonsum) statistisch berücksichtigt wurden [4].
     
  3. Kaffeetrinker haben ein signifikant niedrigeres Risiko, eine nichtalkoholische Fettlebererkrankung zu entwickeln als Menschen, die auf Kaffee verzichten (Pooled Risk Ratio 0,77; 95%-Konfidenzintervall 0,60–0,98) [5].
     
  4. Es besteht ein dosisabhängiger Zusammenhang zwischen dem regelmäßigen Genuss von Kaffee und dem Risiko für eine Leberzirrhose (Odds Ratio 0,47 bei Konsum von nur einer Tasse Kaffee pro Tag gegenüber einem Verzicht auf Kaffee) [6]. Kaffeekonsum kann zudem die Rate von Hospitalisierungen und Todesfällen bei Patienten mit bereits vorhandener alkoholbedingter Leberzirrhose reduzieren [7].
     
  5. Bei Patienten mit chronischer Hepatitis C senkt Kaffeekonsum das Risiko für eine Krankheitsprogression [8] und wirkt sich positiv auf den Schweregrad einer eventuell bereits bestehenden Leberfibrose aus [4].
     
  6. Kaffeekonsum scheint zudem das Risiko zu senken, an einem Leberzellkarzinom zu erkranken. Auch dieser Zusammenhang ist laut einer großen Metaanalyse dosisabhängig [2].
     

Fazit

Saab et al. kommen in ihrer Arbeit zu dem Ergebnis, dass der tägliche Konsum von zwei bis drei Tassen Kaffee nachweislich gesundheitsfördernde Effekte mit sich bringt [1]. Dabei ist allerdings zu beachten, dass ein solcher Zusammenhang bis dato nur in Beobachtungs- beziehungsweise Kohortenstudien untersucht worden ist, die naturgemäß Störfaktoren unterliegen. Es fehlen randomisierte, kontrollierte Studien, um den mutmaßlich hepatoprotektiven Effekt von Kaffee mit „harter“ Evidenz zu untermauern [1].

Unklar ist derzeit auch noch, welche Inhaltsstoffe des Kaffees für dessen gesundheitsfördernde Wirkung verantwortlich sind. Infrage kommen zum Beispiel die darin enthaltenen Antioxidantien sowie das Koffein, dem eine antifibrotische Wirkung nachgesagt wird, oder Polyphenole, die die Expression von detoxifizierenden und zellprotektiven Enzymen anregen [9, 10].

Quellen
  1. Saab S et al. Liver Int 2014; 34: 495-504.
  2. Bhurwal A et al. J Gastrointestin Liver Dis 2020; 29: 421-428.
  3. Freedman ND et al. New England Journal of Medicine 2012; 366: 1891-1904.
  4. Modi AA et al. Hepatology 2010; 51: 201-209.
  5. Hayat U et al. Ann Hepatol 2021; 20: 100254.
  6. Corrao G et al. Ann Epidemiol 2001; 11: 458-465.
  7. Klatsky AL et al. Am J Epidemiol 1992; 136: 1248-1257.
  8. Freedman ND et al. Hepatology 2009; 50: 1360-1369.
  9. Heath RD et al. World journal of hepatology 2017; 9: 689-696.
  10. Kolb H et al. Nutrients 2020; 12: 1842.

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